Wie sehen Sie die Zukunftsfähigkeit von Bildungsinstitutionen im Zeitalter von Wikipedia?
Berger, Hans (Landesrat):
Die Möglichkeiten der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien sind im Bildungsbereich enorm. Wikipedia und viele andere Angebote eröffnen für die Menschen auf dem Lande neue Möglichkeiten zum Wissenserwerb. Es ist jedoch Illusion daran zu glauben, dass die modernen IuK die Bildungshäuser ersetzen können. Menschen brauchen Begegnung, Möglichkeiten zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch und gemeinsame Lernerfahrungen um zu wachsen und sich weiterentwickeln zu können. Aus diesem Grund vertrete ich die Meinung, dass die modernen IuK und damit auch Wikipedia die Bildungshäuser nie ersetzen werden, sondern ganz im Gegenteil, sie werden als Kommunikations- und Lernzentren an Bedeutung gewinnen.
Comploj, Johann:
Wikipedia kann nie Ersatz für Kontakte von Mensch zu Mensch sein und wird auch nie Erlebnisse in der Natur ersetzen können.
Dello Sbarba Dr., Riccardo (Präsident des Südtiroler Landtages):
Wikipedia ist nicht alles, Bildungserlebnisse entstehen vielmehr aus der Interaktion und der emotionalen Begegnung zwischen Menschen, durch sorgsam betreute Zusammentreffen unterschiedlicher Temperamente. Der virtuelle Raum reicht hierzu keinesfalls aus, sondern es bedarf eines ansprechenden, von historischem und landschaftlichem Flair durchsetzten Ambientes, wie es eben Schloss Goldrain darstellt. Zentral ist aber, dass von einem Bildungshaus eine Linie ausgeht, dass es kein Container der Beliebigkeit ist, sondern mit markanten, eigen- und bodenständigen Erlebniskomponenten aufwartet.
Denicoló, Herbert:
Wenn Bildungsinstitutionen in ihrem unverwechselbaren Angebot identifizierbar, flexibel und lösungsorientiert bleiben; in der Lage sind, ihre Zielgruppe(n) an sich zu binden durch Einbindung und durch Partizipation; imstande sind, Lernen mit der Steigerung von kommunikativer und sozio-kultureller Kompetenz zu verbinden und nicht zuletzt den lernenden Menschen immer auch als lehrenden Menschen begreifen und motivieren, dann können sie, auch unter Einbeziehung von und nicht gegen “wikipedia”, sich zukunftsfähig entwickeln, somit am Menschen und an seinem Streben nach sinnerfülltem Dasein dran bleiben.
Durnwalder Dr., Luis (Landeshauptmann):
Im Zeitalter des lebenslangen Lernens sollten wir weder auf die neuen Technologien und Medien noch auf die traditionellen und bewährten Bildungsquellen und Infrastrukturen, wie es die Bildungshäuser im Lande sind, verzichten. In diesem Zusammenhang stelle ich fest, dass wir in Südtirol über zahlreiche solcher Einrichtungen verfügen. Dazu zähle ich aber nicht nur die eigentlichen Bildungshäuser sondern auch die zahlreichen Kultur und Vereinshäuser, an denen Bildungsveranstaltungen angeboten werden. Wir müssen deshalb danach trachten, eine bessere Koordination zu finden, Synergien zu nutzen, um die Einrichtungen maximal auszulasten und finanzielle Einsparungen zu erzielen.
Jakomet, Martina:
Bildung bedarf es immer, (mit dem Wort wikipedia kann ich wenig anfangen).
Jodl, Elisa-Maria:
Am Computer findet Wissensvermehrung statt, jedoch keine Begegnung. Virtuelle Begegnung in Chaträumen kann ein Übungsfeld sein, den eigenen sprachlichen und gedanklichen Ausdruck zu finden, sich eine Meinung zu Themen zu bilden. Doch kann er niemals eine unmittelbare, direkte Begegnung und Berührung in Nähe wie in Konfrontation ersetzen. Intensität ereignet sich im Augen-Blick. Im Augen-Blick, der den ganzen Menschen umfasst und nicht bloss das Denken
Kasslatter Mur, Sabina (Landesrätin):
Das Lernen mit neuen Medien, ob Internet oder virtuelle Welten, steht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch trotz der multimedialen Faszination ändert sich nichts oder wenig an der Tatsache, dass Menschen vor allem von Menschen lernen. Diese zwischenmenschlichen Lernbeziehungen brauchen Orte, um sich zu entfalten. Neben den traditionellen Bildungs- und Ausbildungsinstitutionen sind die Bildungshäuser weiterhin wichtige Schauplätze des lebenslangen Lernens, der Entwicklung harmonischer Persönlichkeiten. Sie sind außerdem Orte der Begegnung, der Konfliktregelung, sind Schutz und Experimentierräume, in denen der Mensch Distanz zum Alltag findet. Aus diesem Grund bin ich überzeugt, dass die Bildungshäuser in unserem Land innerhalb der Landschaft des Lernens und Lebens auch in Zukunft ihren festen Platz und einen wichtigen Auftrag haben.
Kury, Christina (Landtag-Consiglio):
Wir sind heute einer Flut von unzusammenhängenden und ungeordneten Einzelinformationen ausgesetzt. Umso wichtiger ist es, dass wir lernen, mit diesen Einzelinformationen kritisch umzugehen, sie zu bewerten und in einen Zusammenhang zu stellen. Dies zu vermitteln ist heute mehr denn je wichtig.
Kurz, Sebastian:
Bildungseinrichtungen und Wikipedia haben m. E. sehr wenig gemeinsam. Wikipedia oder auch einganz normales Lexikon enthält lediglich Informationen. Bildung ist mehr als “nur” Informationsweitergabe bzw. -verwaltung. Einige Gedanken, die mir einfallen:
Treffen mit anderen Personen, von einem Ausbilder geführt werden, Beispiele aus der Realität erörtern, Weitergabe von Erfahrungen, Ambiente in einem Bildungshaus,……
Meiner Meinung nach ist das Zusammentreffen mit gleich- oder andersgesinnten Personen im Zeitalter der seelischen Verarmung sehr wichtig. Diese Verarmung hat ihre Wurzeln nicht zuletzt durch Internet und drgl.. Der Mensch entwickelt sich dadurch zum Einzelgänger zuhause. Gerade deshalb werden Bildungshäuser und andere Treffpunkte in Zukunft für die Entwicklung von Persönlichkeit wichtig sein.
Kusstatscher, Josef (Europaparlamentarier):
Das Zeitalter von wikipedia erfordert eine andere Bildung, zusätzliche Bildung, nicht weniger. Es braucht nicht mehr so sehr das Auswendiglernen von reinem Faktenwissen, hingegen viel mehr die Förderung aller Intelligenzbereiche. Vgl.: Kreative Intelligenz von Howard Gadner!
Ladurner Dr., Martina (Landtagsabgeordnete):
Zwischenmenschliche Formen der Wissens- und Erfahrungsvermittlung können durch digitale Medien nicht ersetzt werden.
Lamprecht Abg., Seppl (Vorsitzender SVP – Fraktion im Regionalrat):
Wikipedia dient der raschen und oberflächlichen Befriedigung von Wissenshunger. Wenn jemand schnell über ein gewisses Thema oder einer Person sich Informationen einholen möchte, dann ist Wikipedia oder generell das Internet ein sehr hilfreiches Instrument. Bei einer Fortbildung erarbeitet man aber das Wissen nicht durch eigenes recherchieren, sondern wird in einen Bereich von einer Fachperson eingeführt, die bei Fragen sofort Rede und Antwort steht. Und gerade dies schätzen, so glaube ich, die Besucher von Bildungshäusern: der direkte Kontakt mit anderen Wissbegierigen und die Möglichkeit, individuelle Fragen zu beantworten.
Laner, Sepp (Vinschger Redaktion):
Ich glaube nicht, dass Wikipedia die Funktion von Bildungshäusern auch nur ansatzweise ersetzen kann bzw. ersetzen wird. Als der Fernseher kam, hieß es, dass das Radio stirbt, als Internet kam, hieß es, dass die Printmedien sterben.
Mitterhofer Dr., Michael (Diözese Bozen-Brixen):
…die Griechen und Lateiner sagen: “mens sana in corpore sano”; in unserem Fall könnte man wohl auch sagen: formatio sana in forma vitae sana also eine gesunde, ausgewogene Formation/Bildung für ein gesundes, ausgewogenes Leben.
Munter Dr., Hanspeter (LVH – Direktor):
Meiner Meinung nach hat die Zukunftsfähigkeit eines Bildungshauses mit Wikipedia überhaupt nichts zu tun. Wikipedia ist mit einem Nachschlagwerk vergleichbar. Im Kurs hingegen werden theoretische und praktische Kenntnisse vermittelt, spezifisch auf Fragen und technische Details eingegangen, praxisnahe Beispiele und Lösungsvorschläge ausgearbeitet, Zusammenhänge zwischen den einzelen Kursthemen hergestellt, usw. Zu dieser wertvollen persönlichen Beziehung zwischen Referent und Kursteilnehmer mit den verbundenen Feedbackmöglichkeiten kann das Internet keinesfalls in Konkurrenz treten.
Nußbaumer, Bernhard (Kulturelemente):
Wikipedia ist ein gute sache, das zeigen allein schon der riesige Zugriff und die ständig wachsenden Quellen. Bildung besteht aber nie aus enzyklopädischem Material allein. Auf die Vermittlung kommt es an, und dafür braucht es Strukturen, Programme und Menschen, die mit ihren “soft skills” Inhalte übermitteln können.
Peer Dr., Martin (Amt für Weiterbildung):
Die Jahre, in denen man glaubte, dass das “Zeitalter” von wikipedia die klassischen Formen und Einrichtungen der Bildung ersetzen werde, sind schon längst wieder vorbei.
Pixner, Werner:
Das Lexikon ist absolut kein Problem, denn in einem Kurs erfährt man etwas und nicht nur liest über etwas. Das erfahren begreifen ist das entscheidende.
Pulyer Dr., Ursula (Schuldirektorin, SSP Meran Obermais):
Wikipaedia ist keine konkurrenz für bildung, bei der man echte menschen treffen muss und soll und bei der das echte gespräch, frage und antwort eine bedeutung haben. Das internet ist ein nachschlagewerk, das keine realen/reelen antworten gibt. Die lebensnahe und lebens-echte kommunikation ist nicht zu ersetzen. Wichtig ist ein konstruktives zusammenspiel von realer und irrealer welt – das eine schließt das andere nicht aus.
Rösch, Paul (Touriseum):
Bildung hat nur am Rande mit Wissensansammlung zu tun, daher werden gerade im Zeitalter von Wikipedia Bildungseinrichtungen vermehrt zum Tragen kommen müssen.
Saurer Dr., Otto (Landesrat):
Erfolgreiches Lernen gelingt in der Beziehung von Personen und Inhalten. Bildungsinstitutionen werden daher im Zeitalter von Wikipedia, das in erster Linie Wissen vermittelt, weiterhin zukunftsfähig sein.
Springeth, Margarete:
Beide Bildungs-'Institutionen', Bildungshäuser auf der einen und Wikipedia auf der anderen Seite, sind selbstredend als komplementär zu betrachten und keinesfalls als Konkurrenzunternehmungen. So wie die virtuelle Welt des World Wide Web für das Buch niemals ein Konkurrent sein wird, so sind auch reale und virtuelle Bildungsplattformen erforderlich, denn beide Medien erfüllen unterschiedliche Aufgaben und werden unterschiedlichen Anforderungen gerecht. Es gehört zu den Grundprämissen jedes wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Agierens, dass gerade im Zeitalter virtueller Welten den persönlichen Begegnungen zwischen Menschen, persönlichem Meinungs- und Gedankenaustausch sowie der Kommunikation zwischen physisch präsenten Individuen der entscheidende Wert beigemessen wird. Für die rasche Informationsvermittlung ist das Internet zuständig, aber für die Entwicklung kompetenter, verantwortungsbewusster und auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich tätiger Menschen ist der persönliche Kontakt und die Praxis des täglichen Interagierens zwischen realen Menschen nach wie vor unerlässlich.
Stiglmair, Arnold:
Bildung ist immer auch und vor allem ein gemeinschaftliches (kommunikatives) Geschehen, das kann durch wikipedia nicht ersetzt werden, wohl aber unterstützt.
Stückelberger, Ulrich (Künstler/Lehrtätigkeit):
Gerade im oberflächlichen Zeitalter von Wikipedia ist es dringend nötig, selber zu erleben, selber zu handeln, selber zu erfahren und selber zu denken. Dazu bietet Goldrain den geeigneten Rahmen.
Thaler Zelger, Rosa (Landtagsvizepräsidentin):
Ich glaube, dass eine Internet-Datenbank wie Wikipedia mit Bildungseinrichtungen wie dem Schloss Goldrain nicht in direkter Konkurrenz stehen kann. Wikipedia ist eine gute Quelle für schnelle und kompakte Informationen. Ein Bildungshaus wie Schloss Goldrain setzt im Wissenserwerb hingegen ganz andere Schwerpunkte: Experten geben ausführliches Wissen an interessierte Menschen weiter und fordern sie – im besten Fall – zur Interaktion auf. Die soziale und kommunikative Komponente innerhalb einer solchen Gruppe kann Wikipedia niemals erfüllen und macht eigentlich den großen Vorteil einer Bildungseinrichtung aus. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird nicht nur ermöglicht, Wissen zu erwerben, sie lernen gleichzeitig auch andere Menschen kennen, knüpfen Kontakte und bauen berufliche wie private Netzwerke auf.
Tschenett, Roswitha:
Ich glaube, Orte der persönlichen Zusammenkunft von Menschen müssen erhalten bleiben; E-Learning und Informationszugang übers Web ist hilfreich und sinnvoll, jedoch der persönliche reale Austausch zwischen Menschen kann dadurch nicht ersetzt werden (Stichwort Streitkultur entwickeln, Umgang mit Unterschieden)…
Tumpfer, Annalies:
Meiner Meinung kann Wikipedia nicht Menschen erstezen, sondern nur Informationen geben. Das Modell der Spiegelneurone zeigt deutlich auf, dass Menschen von Menschen lernen und Wesentliches übernehmen: neben dem Wissen vor allem Werte. Also: Bildungsinstitutionen sind ein Teil unserer Zukunft – gerade im Zeitalter von Wikipedia.
Volgger, Irene:
der austausch, der menschen zusammen führt, dazu noch in so einem ambiente, kann – gerade im zeitalter von wikipedia – nur unterstützt werden. menschen brauchen orte der zusammenkunft – nicht nur virtueller art!!