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Seitenblicke

Keine Überraschung

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Wichtige Besprechung im Schloss: v. l. Obmann LAbg. Robert Kaserer, LH Luis Durnwalder, Arch. Kurt Stecher, Arch. Roland Seidl, Obmannstellvertreter Ernst Steinkeller

Bauausschuss bereitet vor – Vorstand entscheidet

Am 11.11.1987 beauftragt der Vorstand den Architekten Kurt Stecher mit der Bauleitung zur Schlossrestaurierung. Erwartungsgemäß, gilt Stecher zu dieser Zeit landauf landab doch als Architekturkoryphäe. Unzählige Sitzungen, Lokalaugenscheine, Bestandsaufnahme, Bewertungen gehen der konkreten Planung voran. Landeskonservator Stampfer war ein eifriger Restaurierer. In Schloss Goldrain hatte er ein Juwel eines neu zu belebenden Renaissanceschlosses gefunden. Architekt Stecher hat keine leichte Aufgabe, muss er doch gleichzeitig sanieren und die Bauaufsicht innehaben.

Das schwere Kreuz

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Trostloser Anblick bei der Errichtung des Restaurants aus einem Stall: es bleibt Futterstelle!

Verdienstkreuz der Ehrenamtlichkeit

Die Probleme für die Genossenschaft kommen von Anfang an im Doppelpack. Bildungsarbeit und Bauarbeit müssen unter einen Hut gebracht werden. 15 Jahre lang quälen sich Vorstandsmitglieder durch zum Teil zermürbende und aufreibende Arbeiten, Bittgänge, Verhandlungen, Finanzierungsgesuche, Zwischen- und Vorfinanzierungsansuchen, Schulden- und Zinslasten. Dazu kommen unzählige unvorhergesehene Schwierigkeiten, Belastungs- und Ausdauerproben. Wie ein Damoklesschwert hängt über dem Schloss der Fluch der beinharten Doppelaufgabe. Selber Schuld, können Zyniker sagen. In der Konvention und in den Statuten steht es geschrieben. Die Geburt des Bildungshauses gebiert Ungeheuer. Schlagzeilen für Medienechos. Allerdings ist auch eine sehr viel einfachere Variante denkbar: Die Genossenschaft hätte warten können bis alle Bau- und Adaptierungsmaßnahmen abgeschlossen waren, um dann ein piekfeines Bildungshaus zu übernehmen.

Blutschwitzer und Himmelsschlüssel

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links: Südseite mit Süd-Ost-Turm | rechts: Begehung mit Landeskonservator Helmuth Stampfer und dem Architektenteam Stecher als Planer und Bauleiter
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links: Fenstermontage | rechts: Handschriftliche Notizen von Ernst Steinkeller

Bau- und Bildungsarbeit zwischen Himmel und Hölle

Die Männer von Schloss Goldrain schwitzen mitunter “Blut”, das Schloss in dieses architektonische Juwel zu verwandeln. Ehrenamtlich und in ihrer Freizeit, unter Vernachlässigung der eigenen Familien eilen sie in der Schlossanlage von Baustelle zu Baustelle, von Politikern zu Gemeindeverwaltern, von Wirtschaftsberatern zu Bankdirektoren. Die Schulden wachsen mit den Problemen. Finanzierungsmethoden bringen es mit sich, dass die Zinslast der Vorfinanzierungen beinahe das Kapital der Beiträge auffrisst. Die ursprünglichen 100%-igen Finanzierungen kürzt die damalige Landesregierung auf 80 %. Sie will, dass die Gemeinden mitzahlen; ihnen obliegt die Restfinanzierung. Subsidiaritätsprinzip der Bildung. Innovative Bildungspolitik oder anthropologische Kurzsichtigkeit. Die mehr oder minder kulturaffinen Bürgermeister schlagen Zeter und Mordio. Wer soll das bezahlen? Und wozu? Einige zahlen nicht. Viele erst nach mehrmaligen Ermahnungen und Aufforderungen. Die Schulden häufen sich – aber nicht weil schlecht gewirtschaftet wird – sondern weil versprochene Zahlungen nicht durchgeführt werden. Das ist der ultimative Unterschied. Wie soll Bildungsarbeit die Restaurierung eines Schlosses bezahlen? Ein Schrei geht durch die Medien. Schulden fressen Schloss Goldrain auf. Der politische Rückhalt fehlt. Die Herren Bürgermeister in der Bezirksgemeinschaft diskutieren wieder einmal, aber handeln nicht. Es gibt unterzeichnete Abmachungen, an die man sich sorglos nicht hält.

Bedingungslos

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Robert Kaserer, der erste Obmann: mutig und entschlossen

Ernst Steinkeller gründet

Maßlos enttäuscht tritt Obmann Robert Kaserer aufgrund der Pizzataktik der Gemeinde im Dezember 1995 vor versammelten Gemeindevertretern des Vinschgaus im Rathaus von Schlanders zurück. Das Ziehen und Zangen, das Bitten und Betteln um die fehlenden Millionen für den Bau des Gästehauses haben für ihn ein Ende. 500 Millionen Lire sollen die Vinschger für die Sanierung beisteuern; das Land zahlt 2,5 Milliarden. Die Gemeinden streiten sich. Später dann, haben sie Einsehen. Die Medien zitieren den bildungpolitisch vereinsamten Obmann Robert Kaserer mit dem weisen, aber resignierenden Satz: “Ich stelle keine Bedingungen, ich bin zurückgetreten!”
Ernst Steinkeller übernimmt die schwere Last, das halbfertig sanierte Schloss zu einem guten Ende zu führen.

Sanierungsphasen und Baulose im Überblick

Vor Planungsbeginn wurde zur Unterbindung des unaufhaltsamen Verfalls durch Wassereindringungen im Jahre 1985 die dringendst notwendige Neueindeckung sämtlicher Dachflächen der zum Teil bewohnten Schlossanlage vom Landesdenkmalamt ausgeführt. Aufgrund der finanziellen Möglichkeiten sowie der praktischen Ausführung der Arbeiten, wurde die Sanierung der Anlage in mehrere Bauphasen aufgeteilt.

1. Baulos - Südtrakt

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Im Gebäude am Nord-Ost-Turm waren zwei Schulklassen untergebracht? Daraus wurde die Hausmeisterwohnung

Als erstes

Baulos wurde der Südtrakt saniert und adaptiert. Er befand sich in relativ gutem Zustand. Nach Fertigstellung der Büroräume im 1. OG, der herrschaftlichen Räume im 2. OG, der Schaffung von sanitären Einrichtungen und der Sanierung des Innenhofes im Jahre 1989 wurde die Bildungstätigkeit aufgenommen.
Die gesammelten Erfahrungen während der ersten Betriebsjahre erfordern die Überarbeitung und Anpassung der Sanierung und Adaptierung des Gesindehauses, der Scheune und des Nordtraktes.

2. Baulos - Wärterwohnung

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Großer Umbruch im oberen Schlosshof

Gleichzeitig mit dem Südtrakt wurde das ursprüngliche Gesindehaus im Nordosten zu einer Wärterwohnung umgebaut. Für die Erschließung des zweigeschossigen Gebäudes wurde westseitig ein neuer verglaster Baukörper errichtet, welcher das Treppenhaus mit Eingangshalle und WC beherbergt.

3. Baulos - Restaurant

Im März 1990 wurde mit den Arbeiten zur Errichtung eines Restaurantes begonnen. Die Unterbringung mit der gleichzeitigen Verpflegung für bis zu 90 Personen (Küche, Nebenräume und Speisesaal) erfolgt in den südwestlich gelegenen alten Stallungen. Der vom Denkmalamt genehmigte Abbruch der baufälligen Trennmauern und Gewölbedecken ermöglicht eine gänzlich neue Einteilung der Räumlichkeiten des zweigeschossigen Baukörpers.

4. Baulos - Gästehaus

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Das Gästehaus wächst

Im Schlossbereich ist die Unterbringung der erforderlichen Bettenzahl mit sanitären Räumlichkeiten unmöglich. Die vorhandene historische Raumstruktur ist ungeeignet. Die Errichtung des neuen Gebäudes außerhalb der Schlossanlage beginnt 1991 und endet 1995. Das Gästehaus ist mit 32 Einzelzimmern und 7 Doppelzimmern, sowie einer Tiefgarage mit 33 Stellplätzen ausgestattet. Ein großzügiger Sauna- und Fitnessbereich befindet sich neben Wirtschafts-, Technik- und Lagerräumen im Kellergeschoss.

5. Baulos Nordtrakt und Wehrmaueranlage

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Beim Übergang vom Süd- in den Nordtrakt waren die Balken faul - das Bauunternehmen Ebensberger, Glurns, fügte Eisentraversen ein

Im letzten Baulos, dem Nordtrakt, wird in den Jahren 1994-1996 bereits ein geringer Teil der Arbeiten ausgeführt. Mit den eigentlichen Sanierungsarbeiten wird 1997 begonnen. 1999 werden die beiden freistehenden Rondelltürme (südost- und nordwestseitig) sowie die Sanierung der Ringmauern in Angriff genommen und fertiggestellt.